Geographischer Überblick


Der Spreewald befindet sich etwa 100 km südöstlich von Berlin.

Sein größter Teil, der Oberspreewald, liegt im Baruther Urstromtal in einer Höhe von 64 bis 52 m ü. M., dort wo die Schmelzwässer der äußersten Eisrandzone des skandinavischen Inlandeises, der Weichsel kaltzeit, genauer des Brandenburg - Leszno - Bologoje - Stadiums, nach Westen und Nordwesten abflossen.

Das Baruther Urstromtal zieht quer durch die Niederlausitz von der Neiße über Cottbus und Baruth in Richtung auf Brandenburg, wo es sich in den weiten Talebenen von Havel und Elbe mit den weiter nördlich gelegenen Urstromtälern vereinigt.

Im Norden wird der Spreewald von den kuppigen Endmoränenzügen, so dem Lieberoser Stauchmoränen bogen, und den ausgedehnten Sandern (Schmelzwassersande und -kiese) des Brandenburger Stadiums begrenzt, die über 70 m, in den Krausnicker Bergen nordwestlich des Unterspreewaldes sogar 144 m hoch aufragen.

Im Süden begrenzen den Spreewald Hochflächen, 60 bis 100 m hoch gelegene Geschiebemergel- und Geschiebesandflächen des Warthe-Stadiums, die weiter südlich zum Lausitzer Landrücken ansteigen.

Die Spree hat im Eiszeitalter von Süden her, vom heutigen Cottbus aus, einen. großen Schwemmsandfächer in das Urstromtal geschüttet. Diese Aufschüttung wenig nährstoffreicher Sande reicht bis nahe Peitz im Norden und westlich bis in das Burger Gebiet hinein. Hier ist dieser Schwemmsandfächer in viele kleine Talsandinseln, sogenannte Kaupen, aufgelöst und bildet die natürliche Voraussetzung der weit ausgedehnten Streusiedlung von Burg, besonders der Ortsteile Burg Kauper und Burg Kolonie.

Beim Rückschmelzen des Eisrandes steilten die Schmelzwässer einen Durchbruch aus der Gegend des heutigen Lübben nach Norden in ein altes Gletscherzungenbecken her. Schließlich füllte die eiszeitliche Spree dieses Becken mit ihren Ablagerungen aus, so daß die Niederung des jetzigen Unterspreewaldes entstand.

Der Neuendorfer und der Köthener See sind verbliebene Reste dieses ehemaligen Zungenbeckens. Nachdem schließlich der Rand des Inlandeises weiter nach Norden zurückgeschmoizen war und allmählich die riesigen Schmelzwassermengen für die Baruther Urstromtalung ausblieben, benutzte die Spree, die aus dem südlicher gelegenen Magdeburger Urstromtal nach Norden gelangte, das Baruther Urstromtal, vertiefte es und schuf eine breite Aue.

Spätere Dünenbildungen nördlich des heutigen Unterspreewaldes zwangen die Spree jedoch zum Ausweichen nach Osten entlang der höheren Platte. Diese Richtung behält sie seitdem bei bis zum Schwielochsee. Dieser Umweg der Spree bedingt das geringe Gefälle in der Spreewaldniederung. Dadurch konnte die in Mitteleuropa nicht wiederkehrende Niederungs- und Auenlandschaft überhaupt entstehen. Bei stärkerem Gefälle hätte sich die Spree tiefer eingeschnitten, und es hätten sich dann trockenere Talsandterrassen herausgebildet.

Der Spreewald ist somit eine lang gestreckte Niederung, insgesamt 75 km lang, wenn man ihn bereits ab Heinersbrück an der Malxe (südöstlich von Peitz) beginnend rechnet, wie es früher üblich war. Seine Breite beträgt maximal 15 km.

Im wissenschaftlichen Sinne wird noch heute der Spreewald derart begrenzt und hierbei der Cottbuser Schwemmsandfächer einbezogen. Der allgemein übliche, vom Fremdenverkehr stark geprägte Sprachgebrauch jedoch faßt den Spreewald enger und läßt ihn erst bei Striesow und Fehrow beginnen.

Bei Lübben nähern sich die Ränder der Niederung auf 1 km. Hier befindet sich die Grenze zwischen dem größeren, bekannteren und stärker. besuchten Oberspreewald und dem sich im Norden anschließenden waldreichen, jedoch kleineren Unterspreewald. Dieser ist 20 km lang und 5 km breit, verläuft genau in Nord-Süd-Richtung und nimmt nur ein Drittel der Fläche des Oberspreewaldes ein. Hier verzweigt sich die Spree noch einmal, und zwar in die Hauptspree, den Puhlstrom und die Wasserburger Spree.

Aus der fast ebenen Niederung des Oberspreewaldes ragen einige Grundmoräneninseln nur wenig heraus, unter ihnen der Schloßberg mit dem Bismarkturm und die Siedlungsfläche von Burg Dorf.

Mitten in der Niederung liegt auf einer dieser Erhöhungen das Dorf Leipe. Der Untergrund der Spreewaldniederung besteht überwiegend aus Talsanden. Geschiebemergel tritt nur an wenigen Stellen auf.

Nach der letzten Kaltzeit, in der geologischen Gegenwart (Holozän) also, entstanden Flachmoore, deren Mächtigkeit (um 0,50 m) im Gegensatz zu anderen brandenburgischen Niederungsgebieten gering blieb. Diese Flachmoore sind überwiegend aus den Laub und Holzmassen der Erlenwälder hervorgegangen, die bei den vielen Hochwässern unter Luftabschluß vertorften.

An vielen Stellen entstanden ausgedehnte Lagerstätten von Raseneisenstein (Brauneisen) nur wenig unter der Oberfläche, die über viele Jahrhunderte und bis in die Gegenwart (so nach 1945 noch bei Werben, hier zum Zwecke der Gasreinigung) abgebaut und im Spreewald in Peitz und Schlepzig verhüttet wurden.

Im Oberspreewald ist die Hauptabdachung nach Nordwesten gerichtet. Das Gefälle bleibt gering und beträgt zwischen Fehrow und Lübben bei einer Lauflänge der Hauptspree von 34 km nur 7 m. Daher zerteilen sich hier die Spree und die ihr zufließende Malxe in zahlreiche Arme. Diese Flußverwilderung wurde durch starke Sandführung von Spree und Malxe noch begünstigt.

Die einzelnen Wasserläufe sind nur wenig in die Niederung eingesenkt; alle Fließe haben eine gemeinsame Aue. Unter den vielen Verzweigungen lassen sich drei Hauptstromgebiete unterscheiden: ein nördliches, ein mittleres und ein südliches.

Das nördliche mit Malxe, Hammerstrom, Großem Fließ umfaßt den bewaldeten Norden der Niederung sowie den Lübbener Wiesenspreewald. Die Hauptspree oder Burger Mühlspree bildet das mittlere Laufsystem und erreicht über Leipe die Stadt Lübbenau, während der Südzug von Leineweberfließ und Gorroschoafließ verkörpert wird. Das nördliche und südliche Flußsystem wurden als Hauptumfluter ausgebaut und erhalten dadurch für den Spreewald eine große wasserwirtschaftliche Bedeutung.

Daneben besteht eine geringe Oberflächenneigung von den Spreewaldrändern nach dem Inneren hin, wie aus dem Verlauf einer Reihe von Fließen zu erkennen ist, die die höheren Randgebiete und die dort gelegenen Dörfer mit der Niederung verbinden. Man findet sie im nördlichen und südlichen Randgebiet, besonders jedoch im Südwesten des Oberspreewaldes. Sie sind jeweils nach dem Ort benannt, dem sie zur wirtschaftlichen Erschließung der Niederung dienten. Einige seien genannt: die Ragower, Zerkwitzer, Radduscher, Neuzaucher, Straupitzer Kahnfahrt.

Infolge der Einpolderung und der damit verbundenen Trockenlegung sowie des verstärkten Wegebaues, haben sie heute keine Bedeutung mehr für die Bewirtschaftung des Spreewaldes.

Landwirtschaft, Verkehr und Siedlung sind entscheidend vom Wasser abhängig und beeinflußt. Seine Beherrschung ist hier Maßstab für den Grad der Umgestaltung der Natur.

Die jahreszeitlich unterschiedliche Wasserführung, die für alle aus unseren Mittelgebirgen kommenden Flüsse kennzeichnend ist, bringt für die Niederung des Spreewaldes Gefahren mit sich: Da ist einmal die Hochwassergefahr, die zu jeder Jahreszeit eintreten kann; da ist zum anderen die Niedrigwasserführung, die den Kahnverkehr behindert (so 1933,1934,1935, 1947). Starke Niederschläge oder plötzliche Schneeschmelzen im Einzugsgebiet der Spree oder im Spreewald selbst führen zu Überschwemmungen. Hochwässer in der Vegetationszeit vernichten die Heuernte, verschlämmen die Grasnarbe und die Äcker.

Allein in dem Zeitraum von 1855 bis 1931 traten 27 Hochwässer auf. Besonders verheerend waren die in den Jahren 1897, 1899, 1926 (Sommer), 1927 (Januar) und 1930 (Oktober). Die rasch aufeinander folgenden Hochwässer der Jahre 1926, 1927, 1930, 1938, 1939/40 haben die Spreewälder nahe an den wirtschaftlichen Ruin gebracht.

Die letzten größeren Hochwässer waren die vom Sommer 1958 und 1981. In diesem Jahr 1981 führte die extreme meteorologische Situation trotz der errichteten Talsperren zu Ausuferungen. Um die dem Wald neu abgerungenen Wiesen erreichen zu können und das Hochwasser schnell abfließen zu lassen, legte man zahlreiche Kanäle und Verbindungsfließe an. Es entstanden Kanäle im Burger Spreewald nach dessen Besiedlung vor über 200 Jahren und im Lübbenauer Spreewald besonders nach der Separation 1852.

Anfang dieses Jahrhunderts entstanden der Lübbener Umflutkanal im Oberspreewald sowie der Spree-Dahme-Umflutkanal, der einen Teil eies Hochwassers vom Ende des Unterspreewaldes zur Dahme bei Märkisch Buchholz ableitet. Nach 1926 wurden im Ober- und Unterspreewald Staugürtel angelegt; zum Teil sind sie mit den bekannten Kahnschleusen verbunden. Schließlich wurden die nördlichen und südlichen Randgebiete des Oberspreewaldes eingedeicht, um diese vor Überschwemmungen zu schützen.

Die Deiche sind nur mäßig hoch, tragen Fußwege und sind oft baumlos. An verschiedenen St.ellen der Deiche wurden Pumpwerke errichtet, mit deren Hilfe die eingepolderten Flächen bei hohen Wasserständen entwässert werden können.
Verschiedene Pläne zur Lösung der wasserwirtschaftichen Probleme wurden im Laufe der Zeit aufgestellt, so etwa die Überleitung eines Teils des Hochwassers durch einen Kanal vom Ostrand des Oberspreewaldes (Fehrow) über eine Kette von Seen nach dem Südende des Schwielochsees (Goyatz).

Durch das zurückgehaltene Hochwasser kann das Niedrigwasser in der Vegetationsperiode erhöht werden. Im Jahre 1965 wurde die Talsperre von Bräsinchen unterhalb von Spremberg in Betrieb genommen. Sie hat einen Hochwasserschutzraum von etwa 19 Millionen m3. Mit der Fertigstellung weiterer Talsperren und Speicherbecken, an der Spree nördlich von Bautzen (1974) oder bei Quitzdorf an der Schwarzen Schöps, wurde die Hochwassergefahr weiter gebannt.

Aber auch in der Spreewaldniederung wurden die Fließe weiter ausgebaut, vertieft und verbreitert. Von besonderer Bedeutung ist hier die Fertigstellung des Nordumfluters sowie des Burg - Lübbener Kanals bei Lübben, der der Abwendung der Hochwassergefahr und der Bewässerung in Trockenzeiten dient.

Größere Binnendünenfelder existieren in den Randgebieten des Spreewaldes, vornehmlich in der Umgebung von Lübben - Spielberg, Pfaffenberg, Frauenberg, Schusterberg, Lübbener Stadttorst -; sie sind mit Kiefern- und Kiefernmischwald oder mit Silbergrasbewachsen.

Besonders um Burg gibt es mit Sand oder Ton durchsetzte Moorböden. Bei einem höheren Anteil toniger Bestandteile spricht der Spreewälder von Klockböden oder einfach vom Klock. Sanddurchsetzte Moorböden, anmoorige Böden, eignen sich vornehmlich für den Gemüsebau. Zwei Drittel des Oberspreewaldes werden heute von Wiesen eingenommen. Stark vertreten sind noch ungedüngte und wenig ertragreiche Wiesen (Seggen-, insbesondere Schlankseggenwiesen).

Die ertragreichsten und einstmals weitverbreiteten Wiesengesellschaften, die Rohrglanzgraswiesen, sind infolge der hydrographischen Veränderungen im Laufe der Zeit zurückgetreten.

Die ursprüngliche Waldvegetation ist in größerem Bestand nur noch im sogenannten Hochwald im Oberspreewald sowie im Unterspreewald vertreten. Es handelt sich vorwiegend um Erlenbruch- und ErlenEschen-Wälder, wobei der Unterspreewald gegenüber dem oberen Spreewald öfter ein abwechslungsreicheres Waldbild zeigt.

Aber auch im Wiesenspreewald hat man den Eindruck, im Walde zu sein, da bis auf einige Kanalstrecken die Fließe dicht mit Erlen, Eschen und Pappeln bestanden sind und viele Baum- und Buschgruppen den Wiesen ein parkartiges Aussehen verleihen. Dies erhöht beträchtlich den Erholungswert des Spreewaldes.