Freilandmuseum Lehde |
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1957 entstand das Freiland-Museum in Lehde, ausgehend von dem Gedanken, daß einige Beispiele älterer Bauweise im Spreewald erhalten bleiben müssen. Die häufigste Spreewälder Bauart war früher der Blockbau. Holz und Rohr standen als Baumaterial überall ausreichend zur Verfügung. sie waren obendrein wesentlich billiger als Ziegelsteine, bei den die Kosten einer längeren Anfahrt mit dem Kahn hinzugekommen wären. Als Bauholz wurden hauptsächlich die bodenständigen Holzarten Erle und Pappel verwendet. Diese Häuser sind nicht sehr dauerhaft und darum wurden die Gebäude im Spreewald selten älter als 200 Jahre. Ein Haus wurde früher auf folgende Art gebaut: Nachdem die Bäume gefällt waren, wurden zuerst mit der Rundaxt sämtliche Zweige und Äste entfernt. Daraufhin bearbeitete der Zimmermann die Stämme mit dem Spezialbeil, Schiefhaue genannt. Da Holz ein sehr schlechter Kälte- und Wärmeleiter ist, benötigt man beim Haus- und Stallbau niemals den ganzen Stamm, sondern er wurde mit der Trennsäge in der Mitte durchgeschnitten. Keller hat es im Spreewald wegen des hohen Grundwasserstandes kaum gegeben. Bevor die Grundschwellen gelegt wurden, schlug man einige Pfähle in den Boden und setzte große Feldsteine darauf. Das sollte verhindern, daß später durch das große Gewicht des Gebäudes Srundschwellen und Steine in den feuchten Untergrund gedrückt wurden. Über die Grundschwellen kam dann Balkenlage auf Balkenlage, wobei man die ebene Seite des getrennten Stammes nach innen nahm, denn im Haus sollte ein guter Raumeindruck erziehlt werden. Beim Bau von Wirtschaftsgebäuden geschah es meist umgekehrt. Die Ritzen zwischen den Balken wurden jeweils mit Lehm und Werg abgedichtet, um in der kälteren Jahreszeit eine warme Stube zu haben. Das Verschalen der Bohlwände mit Brettern ist meist jüngeren Datums und sollte eine zusätzliche Wärmedämmung erzielen. Fenster und Türen wurden bewußt klein gehalten, damit das Gefüge des Gebäudes bei Sturm nicht in Mitleidenschaft gezogen werden konnte. Die Steilheit des Daches ist technisch bedingt. Wäre die Dachneigung geringer, so würde das Regenwasser langsamer ablaufen und das Rohr schneller faulen. Die Lebensdauer eines Rohrdaches entspricht ungefähr einem Menschenalter, gewöhnlich 60 - 70 Jahre. Lediglich die Firstrolle aus Stroh muß im Laufe der Zeit öfter erneuert werden. Die Giebelköpfe sind keine Pferdeköpfe, wie von den Spreewald-Besuchern häufig angenommen wird, sondern im Spreewald ziert der Schlangenkönig mit der Krone die Wohn- und Wirtschaftsgebäude. er ist eine typisch sorbische Sagengestalt und sollte einst das Haus vor Schlangen schützen. Es muß demnach im Gegensatz zu heute früher im Spreewald sehr viele Schlangen gegeben haben. Das Zeichen des Schlangenkönigs mit der Krone findet man als Giebelbekrönung in zahlreichen Abwandlungen, die kaum noch das ursprüngliche Motiv erkennen lassen. Im Freiland Museum Lehde sind im Laufe von zwei Jahrzehnten drei komplette Spreewald-Gehöfte aufgebaut worden. Die Gebäude wurden fast ausnahmslos aus dem Gebiet des Oberspreewaldes nach Lehde umgesetzt. Das vordere Gehöft ist eine typische Hofanlage aus Lehde, bestehend aus einem großen Wohn-Stall-Haus, Schweinestall und Backhaus. Dieser Gehöfttyp wurde bis um 1850 gebaut. Die zweite Hofanlage stammt aus Burg. Ein typisches Wohnhaus der Kolonisationszeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das sogenannte Doppelstuben-Haus mit Scheune, Stallgalerie, Bienenhaus und Kahnschuppen. Das dritte Gehöft ist ein Bauernhof vom Randgebiet des Spreewaldes, wo der Fachwerkbau stärker verbreitet war als das Bohlwerk. Es handelt sich dabei um ein großes Fachwerkwohnhaus, einem Wirtschaftsgebäude im Fachwerkstil und dem Giebel-Umgebindewohnhaus aus der Zeit um 1810 bis 1870.
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